Wie man sich im Hotel (nicht) verhält

Wie man sich im Hotel (nicht) verhält

In Zeiten von #metoo sollte man es nicht sagen müssen, doch es ist ein häufiges Problem: Zimmerservice ist nicht diese Art von Service. Auch ein paar andere Regeln gibt es für den Aufenthalt im Hotel zu beherzigen.

Am Jahresende wird sich wieder viel in Hotels aufgehalten. Von Hotelmitarbeitern hört man, dass sich nur manche Gäste vorher in der Zeitung über die Möglichkeiten informieren, besagten Mitarbeitern nicht auf die Nerven zu fallen. Die einfachste Regel für das Verhalten in Hotelzimmern lautet: Man sollte sich darin etwa so benehmen, wie wenn man bei Freunden zu Gast ist, bei denen man gerne wieder eingeladen werden möchte.

Das bedeutet zum Beispiel, dass man lieber nicht im Zimmer raucht, wenn man darum gebeten worden ist, nicht im Zimmer zu rauchen. Als Raucher denken Sie vielleicht, man merkt es nicht, wenn Sie nur hinterher das Fenster öffnen und zwölf Dosen Deospray im Raum entleeren, aber hier irrt der Raucher – man riecht es, es riecht für Nichtraucher wirklich nicht gut und ist schwer wieder aus dem Zimmer zu bekommen. Womöglich wird es dafür sorgen, dass sich der nächste Gast beschwert. Jemand, der im Hotel arbeitet, hat wegen ihrer Zigaretten einen schlechteren Tag, lange nachdem Sie abgereist sind.

In Zeiten von #metoo sollte man es nicht sagen müssen, wir sagen es aber trotzdem, weil es ein häufiges Problem ist: Zimmerservice ist nicht diese Art von Service. Fragen Sie nicht danach. Auch nicht höflich. Und wenn Ihr Hotel keine Nudistenanlage ist, tragen Sie Kleidung, sobald Sie in Kontakt mit Personal kommen. Nein, Socken reichen nicht. Präsentieren Sie einfach nicht unnötig ihren nackten Leib. Das ist nie in Ordnung. Höchstens, wenn Sie auf dem Weg in die Dusche spontan verstorben sind. Und selbst dann!

Was diejenigen Serviceleistungen angeht, die an sich durchaus zum Repertoire von Hotels gehören, sollten Sie ein bisschen Geduld zeigen, insbesondere in kleinen Hotels. Dort wird es in der Regel so sein, dass nur sehr überschaubare Ressourcen «für den Fall, dass jemand etwas möchte» freigehalten werden, weil ohnehin jeder schon mehrere Funktionen – Saunabademeister und Dessertkoch, Réception und Kinderanimation, Zimmerservice und Zimmermann – erfüllt. Das bedeutet, jemand muss seine Arbeit beiseite legen, um ihren spontan geäusserten Wunsch zu erfüllen. Das geht nicht immer sofort.

Prinzipiell gilt: Passen Sie das Ausmass Ihrer Sonderwünsche an den Standard Ihres Hotels an. Bewohnen Sie eine Suite im President Wilson, ist es vielleicht nicht zu viel verlangt, dass jemand ihr Kuschelalpaka dreimal täglich für Sie um den Block führt. In der Familienpension Hopzger-Popzger dagegen lösen Sie womöglich schon eine Dispositions- und Kalkulationskrise aus, wenn Sie kurzfristig beim Menü auf Quinoa statt Nudeln bestehen. Haben Sie Ihren Aufenthalt inklusive Halbpension oder Vollpension gebucht, geben Sie dem Saalpersonal trotzdem Trinkgeld – es verdient im Hotel in der Regel auch nicht besser als sonst in Restaurants.

Bevor Sie auschecken, stellen Sie sicher, dass Sie alles weggeworfen oder eingepackt haben, was nicht in ein verlassenes Hotelzimmer gehört. Und dass Sie nichts eingepackt haben, was hineingehört, etwa Bademäntel oder Handtücher. Es gibt einen eigenen Raum in der Hölle nur für Hotelhandtuchdiebe, Verzeihung: für versehentliche Einpacker besonders flauschiger Handtücher. Dort kommen Sie den ganzen Tag aus der Dusche und müssen sich mit Handtüchern aus Beton abtrocknen.

Kolumne von Kathrin Passig und Ira Strübel

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